Review and Herald d. 17. Juni 1890

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Die Wahrheit, wie sie in Jesus ist

Die Wahrheit, wie sie in Jesus ist

Indem er seinen eingeborenen Sohn gab, damit er für Sünder sterbe, stellte Gott seine unvergleichliche Liebe zu den gefallenen Menschen unter Beweis. Von daher vertrauen wir dem Schriftwort, das da sagt: „Gott ist Liebe.“ 1.Johannes 4,8. Und doch haben viele gerade dieses Wort in ungehöriger Weise verdreht und sind durch eine falsches Verständnis seiner Bedeutung einem gefährlichen Irrtum verfallen. Das heilige Gesetz Gottes ist der einzige Maßstab, mit dessen Hilfe wir das Ausmaß der göttlichen Zuwendung einschätzen können. Wenn wir das Gesetz Gottes nicht als unsere Lebensnorm akzeptieren, bedeutet dies, daß wir uns eine eigene Norm setzen. Gott hat uns zwar kostbare Verheißungen seiner Liebe gegeben; dies bedeutet aber nicht, daß wir Jehova eine Nachsicht zuschreiben dürfen, die ihn letztlich dazu führen könnte, über alle Schuld einfach hinwegzusehen und Bosheit stillschweigend gewähren zu lassen.

Der Schöpfer liebt seine Geschöpfe. Wer jedoch Sünde mehr liebt als Gerechtigkeit, den Irrtum mehr als die Wahrheit, der setzt genau jene Übertretung fort, die schon so viel Leid über unsere Welt brachte. An ihm kann der Gott der Wahrheit keinen Gefallen finden. Der Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit schließt das Kreuz ein. Viele verstehen die Forderungen Gottes falsch und legen ihnen eine Bedeutung bei, die ihr Gewissen nicht beunruhigt und die sich auch auf den Bereich ihrer täglichen Pflichten nicht lästig auswirkt. Das einzige Mittel jedoch, das zur Heiligung führt, ist die Wahrheit.

Die Liebe Gottes, die in Jesus offenbart wurde, wird uns letztlich zu einem echten Verständnis des Wesens Gottes 328führen. Wenn wir auf Christus blicken, der für unsere Sünden durchbohrt wurde, so werden wir erkennen, daß wir nicht Gottes Gesetz brechen und trotzdem in seiner Gunst bleiben können. Uns wird klar werden, daß wir als Sünder die Verdienste Jesu in Anspruch nehmen, dabei aber die Sünde lassen müssen. Dann werden wir Gott näherkommen. Sobald wir den rechten Blick für die Liebe Gottes besitzen, werden wir keine Neigung mehr verspüren, sie zu mißbrauchen.

Das Kreuz Christi bezeugt die Unwandelbarkeit des Gesetzes — es bezeugt die Tatsache der Liebe Gottes zu uns, die imstande war, den Sohn zu geben, damit er für unsere Sünden sterbe. Christus kam nicht, um das Gesetz außer Kraft zu setzen, sondern um es zu erfüllen. Nicht ein Jota, nicht ein Tüttel der göttlichen Grundsätze konnte geändert werden, um dem Menschen in seinem gefallenen Zustand entgegenzukommen. Der einzige Weg, dem reuigen Sünder zu helfen, bestand darin, daß Jesus für ihn starb, um ihm dadurch seine eigene Gerechtigkeit zuschreiben zu können. Auf diese Weise machte er es dem Menschen möglich, das Gesetz zu halten.

Die Liebe Gottes ist grenzenlos; und doch konnte dem Sünder Vergebung nur durch den Erlösungsplan zuteil werden, der die ganze Schmach in sich einschloß, den Schimpf und den Tod, den der Sohn Gottes erleiden mußte. Diese Tatsache sollte vernünftig denkenden Menschen, die Anspruch auf Heiligung erheben, helfen, den Gedanken zu verbannen, der Tod Christi habe dem Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes ein Ende gesetzt. In der Schule Christi müssen wir täglich von dem großen Plan der Erlösung lernen. Hören wir auf zu lernen, so hören wir gleichzeitig auf, Schüler in der Schule Christi zu sein. Bleiben wir jedoch lernwillige Jünger unseres göttlichen Lehrers, so wird unser Verständnis geöffnet, und wir werden wunderbare Wahrheiten am Gesetz Gottes entdecken.

Laßt uns sorgfältig vor dem Herrn wandeln; laßt uns daran denken, wie oft wir schon unsere Gelübde brachen und unsere besten Vorsätze selbst zunichte machten. Wie oft haben wir uns trotz des großen Lichtes, das uns gegeben ist, schon von Gott abgewandt und unsere eigenen Götzen gesucht. Es ist höchste Zeit, daß wir uns unter die mächtige Hand Gottes demütigen.

Es liegt in unserer Natur, daß wir oft höher von uns denken, als wir sollten; und es mag schmerzhaft sein, zu erkennen, wie wir wirklich sind. Trotzdem sollten wir Gott darum bitten, uns den rechten Blick für uns selbst zu schenken und uns zu offenbaren, wie er uns sieht. Allerdings dürfen wir mit unseren Gebeten dabei nicht stehenbleiben; vielmehr sollten wir darüber hinaus darum bitten, daß uns Jesus als ein Sünden vergebender Heiland geoffenbart werde. Erst wenn wir Jesus so sehen, wie er ist, wird das ernstliche Verlangen in unserem Herzen wach werden, von uns selber, vom eigenen Ich loszukommen und vom Reichtum Christi erfüllt zu werden. Ist dies unsere Erfahrung, so werden wir einander Gutes tun; wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, um zu echter Frömmigkeit zu gelangen. Wir müssen unsere Seelen von aller Unreinheit des Fleisches und des Geistes reinigen, damit unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vervollkommnet werde.

Die Liebe eines heiligen Gottes ist das faszinierende Element, durch welches letztlich das gesamte Universum in Stunden, da wir durch Prüfungen zu gehen haben, zu unserer Unterstützung in Bewegung gesetzt wird. Werden wir jedoch nach solchen Zeiten der Bewährung noch immer als Übertreter des Gesetzes erfunden, so wird sich dieser Gott der Liebe als ein Herr der Rache erweisen. Gott geht mit der Sünde keine Kompromisse ein. Der Ungehorsame wird bestraft werden. Der Zorn Gottes fiel auf seinen geliebten Sohn, als dieser anstelle des Übertreters am Kreuz von Golgatha hing. Die Liebe Gottes versucht, sogar den niedrigsten und unwürdigsten Sünder zu erreichen und ihn zu umfangen, wenn er in Reue und echter Bußfertigkeit zu Christus kommt. Sie tut alles, um ihn zu einem gehorsamen, gläubigen Gotteskind umzuwandeln. Wenn er jedoch in seiner Sünde beharrt, kann er nicht gerettet werden.

Sünde ist Übertretung des Gesetzes — und der Arm, der jetzt so mächtig ist zu retten, wird ebenso stark sein zu bestrafen, wenn der Übertreter die Grenze göttlicher Geduld und Nachsicht überschreitet. Wer es ablehnt, das Leben zu suchen, wer 330nicht in der Heiligen Schrift nach der Wahrheit forscht und sucht damit er nicht überführt werde durch seinen verkehrten Wandel —, wird der Blindheit seines eigenen Denkens und den Täuschungen Satans überlassen werden. Im gleichen Maße, wie die Bußfertigen und Gehorsamen durch die Liebe Gottes geschützt sind, werden die Unbußfertigen und Ungehorsamen den Folgen ihrer eigenen Unwissenheit und Herzenshärte ausgeliefert sein, weil sie nicht bereit sind, die Liebe zur Wahrheit anzunehmen, damit sie gerettet würden.

Viele bekennen sich zu Christus, ohne jemals die christliche Reife zu erlangen. Sie geben zwar zu, daß der Mensch gefallen ist, daß seine Anlagen geschwächt sind und er von daher außerstande ist, moralisch einwandfrei zu leben. Sie beruhigen sich jedoch selbst, indem sie sagen, daß Christus ja schließlich alle Last getragen, alles Leid und alle Selbstverleugnung auf sich genommen habe — und sie überlassen ihm das recht gern. Sie selber, so behaupten sie, brauchten nichts anderes zu tun als zu glauben. Christus sagte jedoch: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ Matthäus 16,24. Jesus hielt die Gebote Gottes. Die Pharisäer behaupteten zwar, er habe das vierte Gebot gebrochen, weil er einen Menschen am Sabbat heilte. Der Herr jedoch wandte sich an seine Ankläger und fragte sie: „Ist‘s erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses, Leben zu erhalten oder zu vernichten? Und er sah sie alle ringsum an und sprach zu ihm [einem Menschen mit einer gelähmten Hand]: Strecke deine Hand aus! Und er tat‘s; da wurde seine Hand wieder zurechtgebracht. Sie aber wurden ganz von Sinnen und beredeten sich miteinander, was sie Jesus tun wollten.“ Lukas 6,9-11.

Anstatt daß dieses Wunder die Pharisäer davon überzeugt hätte, daß Jesus der Sohn Gottes war, erfüllte es sie mit Zorn, weil viele, die das Wunder mitangesehen hatten, nun Gott lobten. Jesus erklärte unmißverständlich, daß sein Dienst der Barmherzigkeit am Sabbat dem Gesetz entsprach. Die Pharisäer jedoch behaupteten das Gegenteil. Wem sollen wir glauben? Jesus sagte: „... wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.“ Johannes 15,10. Von daher ist es für uns sicher richtig, den Weg Jesu zu gehen und die Gebote zu halten. Gott hat uns Fähigkeiten gegeben, die ständig in der 331Zusammenarbeit mit Jesus geübt werden sollten, damit wir schaffen, daß wir selig werden mit Furcht und Zittern, denn es ist Gott, der in uns beides wirkt, das Wollen und das Vollbringen, zu seinem Wohlgefallen.

Niemals dürfen wir in einem Zustand der Selbstzufriedenheit verharren und aufhören, im Glaubensleben voranzuschreiten, indem wir uns sagen: „Ich bin erlöst!“ Wird dieser Gedanke genährt, so wird die Motivation für Wachsamkeit und Gebet, für das ernste Bemühen, nach höheren Zielen zu streben, letztlich verschwinden. Keine Zunge wird, wenn sie geheiligt ist, in dieser Weise reden, bis der Herr kommt und wir durch die Tore in die Stadt Gottes eingehen werden. Dann allerdings werden wir allen Grund haben, unserem Gott und dem Lamm für die in alle Ewigkeit wirksame Befreiung und Erlösung Dank und Ehre darzubringen. Solange jedoch ein Mensch noch voller Schwachheit ist — denn aus sich selbst kann er sich ja nicht retten, sollte er es nicht wagen, zu sagen: „Ich bin gerettet.“

Wenn ein Mensch die Waffenrüstung anlegt, so bedeutet das nicht, daß er sich schon des Sieges rühmen kann. Die Schlacht muß erst geschlagen und der Sieg errungen werden. Nur der, der beharrt bis ans Ende, wird gerettet werden. Der Herr sagt: „Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm.“ Hebräer 10,38. Wenn wir nicht von Sieg zu Sieg voranschreiten, werden wir schließlich in das Verderben zurückfallen. Um einen Charakter zu beurteilen, sollten wir keine menschlichen Maßstäbe verwenden. Wir haben zur Genüge erfahren, was die Menschen hier auf Erden unter „Vollkommenheit“ verstehen. Gottes heiliges Gesetz ist der einzige Maßstab, durch den wir bestimmen können, ob wir uns auf seinen Wegen befinden oder nicht. Sind wir ungehorsam, so befinden sich unsere Charaktere nicht mehr im Einklang mit den moralischen Prinzipien der göttlichen Regierung-, und es würde bedeuten, eine Unwahrheit zu sagen, wollten wir dann immer noch behaupten: „Ich bin gerettet!“ Niemand ist gerettet, der das Gesetz Gottes übertritt, das die Grundlage seiner Regierung im Himmel und auf Erden bildet.

Menschen, die sich unwissentlich in den Reihen des Feindes befinden und die Worte ihrer religiösen Lehrer nachsprechen, die von der Kanzel herab verkündigen, daß das Gesetz Gottes für die menschliche Familie nicht länger bindend sei, werden Licht empfangen, um ihre Irrtümer zu erkennen, wenn sie bereit sind, die klaren Aussagen des Wortes Gottes anzunehmen. Jesus war der Engel, der das Volk Israel am Tag in der Wolkensäule und nachts in der Feuersäule begleitete; und er gab den Hebräern die besondere Anweisung, daß sie das Gesetz Gottes lehren sollten jenes Gesetz, das bereits Gültigkeit hatte, als die Erde gegründet wurde, als die Morgensterne miteinander sangen und die Söhne Gottes vor Freude jubelten.

Es war dieses Gesetz, das später in großer Majestät durch Gottes eigene Stimme vom Sinai verkündigt wurde. Dabei gab er die Anweisung: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein.“ 5.Mose 6,6-8. Wie ungehalten werden Übertreter des göttlichen Gesetzes, wenn dieses in irgendeinem Zusammenhang erwähnt wird; sie erzürnen sich darüber, daß man überhaupt davon spricht.

Das Wort Gottes wird durch Verdrehungen und Traditionen wirkungslos gemacht. Satan hat der Welt seine Version des Gesetzes Gottes unterbreitet, und sie wurde einem deutlichen „So spricht der Herr“ vorgezogen. Der Streit um das Gesetz Gottes begann im Himmel und wurde seit der Verstoßung Satans aus dem Himmel hier auf unserer Erde weitergeführt.

Wir müssen lernen, unsere große Bedürftigkeit stets im richtigen Lichte zu sehen, um den Erlöser recht schätzen zu können und ihn anderen bekannt zu machen. Die Schwere unserer Übertretungen können wir nur begreifen, wenn wir die Länge der Kette betrachten, die vom Himmel herabgelassen wurde, um uns hinaufzuziehen. Alle unsere geistigen Kräfte sollten wir dafür einsetzen, den Ruin, in den die Sünde uns geführt hat, in seiner ganzen Schrecklichkeit verstehen zu lernen. Darüber hinaus sollten wir jedoch auch den göttlichen Plan zu begreifen versuchen, durch welchen wir Gottes Wohlgefallen 333wiedererlangen können. Die Tatsache, daß Gottes lieber Sohn auf diese Welt kommen mußte, um unsere Kämpfe auszufechten, damit wir die Kraft erhielten, in seinem Namen zu überwinden, sollte unsere stolzen ‚ Herzen immer wieder demütig machen. Wenn wir auf das Kreuz von Golgatha blicken, wird jedes eigene Rühmen auf unseren Lippen ersterben, und wir werden ausrufen: „Unrein, unwürdig dieser großen Leiden, dieses unermeßlichen Preises, der für meine Erlösung bezahlt wurde.“

Unwissenheit und Selbstzufriedenheit gehen Hand in Hand. Das Gesetz Gottes wurde uns zur Ordnung unserer Verhaltensweisen gegeben; und es ist sehr weitreichend in seinen Prinzipien. Es gibt keine Sünde, keine einzige Tat der Ungerechtigkeit, die nicht vom Gesetz verurteilt würde. Dieses große Gesetzbuch ist Wahrheit, und nur Wahrheit. Es beschreibt mit unfehlbarer Genauigkeit die Geschichte des Verführungswerkes Satans wie auch den Untergang seiner Nachfolger. Satan gab vor, bessere Gesetze als Gottes Ordnungen und Rechte erlassen zu können. Er wurde aus dem Himmel ausgestoßen. Nun unternahm er einen ähnlichen Versuch hier auf Erden. Seit seinem Fall hat er sich immer wieder bemüht, die Welt zu betrügen und Menschen ins Verderben zu führen, um sich auf diese Weise dafür an Gott zu rächen, daß er überwunden und aus dem Himmel ausgestoßen wurde. In seinem Bemühen, sich selbst und seine Pläne an die Stelle Gottes zu setzen, ist er sehr beharrlich und ausdauernd. Längst hat er die Welt in seinen Schlingen gefangen, und sogar viele Angehörige des Volkes Gottes durchschauen seine listigen Pläne nicht und bieten ihm so alle Möglichkeiten, die er braucht, um das Verderben von Menschen zu bewirken. In ihnen brennt nicht das Verlangen, Jesus Christus in ihrem Leben zu erhöhen und den verlorenen Massen zuzurufen: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Johannes 1,29.

Jene, die mit den Richtlinien der Regierung Gottes, wie sie auf dem Berge Sinai erläutert wurden, nicht vertraut sind, können die Wahrheit nicht kennen, wie sie in Christus ist. Christus offenbarte in seinen Lehren und in seinem Leben die weitreichenden Prinzipien des Gesetzes. Er erklärte jede einzelne der göttlichen Anordnungen und demonstrierte durch sein eigenes 334Beispiel ihre Umsetzung in das tägliche Leben. Wer von daher die Wahrheit, wie sie im Gesetz offenbart ist, erkennt, der wird letztlich auch mit der Wahrheit vertraut sein, wie sie in Christus ist; und wenn er durch den Glauben an Jesus den Geboten Gottes Gehorsam leistet, wird sein Leben mit Christus in Gott verborgen sein.

Das Wissen um die Forderungen des Gesetzes würde den letzten Hoffnungsstrahl im Herzen auslöschen, wenn nicht ein Erlöser für den Menschen vorgesehen wäre. So aber ist die Wahrheit, wie wir sie in Jesus finden, ein Geschmack des Lebens zum Leben. Gottes geliebter Sohn starb, um den Menschen seine eigene Gerechtigkeit zurechnen zu können; nicht aber, um ihnen die Freiheit zu geben, Gottes heiliges Gesetz nach eigenem Gutdünken brechen zu können, wie Satan ihnen einzureden versucht. Durch den Glauben an Jesus kann der Mensch die moralische Kraft empfangen, dem Bösen zu widerstehen.

Heiligung ist ein lebenslanges Werk. Sie muß ständig voranschreiten. Allerdings kann dieses Werk im Herzen des Menschen nicht geschehen, solange das Licht über irgendeinen Teil der Wahrheit abgelehnt oder vernachlässigt wird. Die geheiligte Seele wird sich nicht damit zufriedengeben, in Unwissenheit und Unkenntnis zu bleiben; sie wird vielmehr wünschen, im Licht zu wandeln und nach immer größerem Licht zu suchen. So wie ein Minenarbeiter nach Gold und Silber gräbt, wird auch der Nachfolger Christi nach der Wahrheit wie nach verborgenen Schätzen suchen. Er wird zu immer größerem Lichte drängen und an Erkenntnis zunehmen. Beständig wird er in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen. Dabei muß das eigene Ich überwunden werden. Es gilt, jede Charakterschwäche in Gottes großem Spiegel zu entdecken. Nur so können wir herausfinden, ob wir nach Gottes Charaktermaßstab schuldig gesprochen werden oder nicht. {FG1 334.2}

Bist du schuldig gesprochen, so gibt es für dich nur einen Weg: Du mußt Gott gegenüber wegen der Übertretung seines Gesetzes echte Reue zeigen und dein ganzes Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus setzen als dem einzigen, der von Sünden 335reinigen kann. Wenn wir den Himmel erlangen wollen, müssen wir den göttlichen Forderungen gehorchen. Wer ernsthaft und in rechtem Geiste darum ringt, wird dies nicht vergebens tun. Glaube nur an die Wahrheit, wie sie in Christus ist, und du wirst für den Kampf mit den Mächten der Finsternis gestärkt werden. Die Wettkämpfer der Antike strebten danach, eine vergängliche Krone zu erlangen. Sollten wir uns nicht viel mehr bemühen, die ewige Krone zu gewinnen, die nie vergeht?

Satan wird sich aller Verführungskünste bedienen, um unser Verderben zustande zu bringen. Wenn du dich mit den Worten „Ich bin gerettet“ bei den Sorglosen niederläßt und dabei die Gebote Gottes mißachtest, wirst du auf ewig verloren sein. Es gibt eine Wahrheit in Jesus, die denen, die das Nichtstun und die Sorglosigkeit lieben, schrecklich ist. Andererseits gibt es eine Wahrheit in Jesus, die voll wohltuender Freude für den Gehorsamen ist. Es ist die Freude des Heiligen Geistes. So laß dich denn, um diese Freude zu erleben, dazu bewegen, dein Herz und deinen Verstand zu öffnen, damit du jeden Lichtstrahl erkennen mögest, der vom Throne Gottes her aufleuchtet.

Es ist jetzt nicht die Zeit, gleichgültig und sorglos zu sein und nur dem Vergnügen zu leben. Christus kommt mit Macht und großer Herrlichkeit. Bist du bereit? Hast du deine Sünden schon abgelegt? Lebst du als Antwort auf das Gebet Christi bereits in der Heiligung, die durch die Wahrheit geschieht? Er betete für seine Jünger: „Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.“ Johannes 17,17.

Eltern sollten ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufwachsen lassen; sie sollten sie dazu erziehen, den Willen Gottes gerne zu tun. Wir können die Vorteile jugendlicher Frömmigkeit nicht hoch genug einschätzen. Für viele sind die Eindrücke, die sie in ihrer Jugend erhielten, so dauerhaft wie die Ewigkeit. Gerade in der Jugend lassen sich die Ordnungen und Gebote Gottes am leichtesten auf die Tafeln des Herzens schreiben. Die religiöse Unterweisung unserer Kinder ist weitgehend vernachlässigt worden, die Gerechtigkeit Christi wurde ihnen nicht in dem Maße nahegebracht, wie dies hätte geschehen sollen.

Die Gnadenzeit ist uns gegeben, damit wir einen Charakter 336vervollkommnen mögen, der tauglich ist für die Ewigkeit. Wie feierlich und ernst ist doch der Gedanke, ihr Eltern, daß euch eure Kinder anvertraut sind, damit ihr sie erzieht und anleitet. Entweder werden sie einen Charakter entwickeln, dem Gott seine Zustimmung geben kann, oder einen Charakter, mit dem Satan und seine Engel spielen können, wie sie wollen. Jesus sprach aus der Wolken- und Feuersäule und ermahnte sein Volk, die Kinder mit allem Fleiß in den Geboten Gottes zu unterweisen. Wer befolgt diese Anweisung? Wer bemüht sich noch wirklich, die Kinder so zu erziehen, daß sie das Wohlgefallen Gottes finden? Wer denkt noch daran, daß alle Talente und Gaben seiner Kinder eigentlich Gott gehören und völlig seinem Dienst geweiht sein sollten?

Hanna weihte ihren Sohn Samuel dem Herrn, und Gott offenbarte sich ihm bereits in seiner Kindheit und Jugend. Wir müssen noch viel mehr für unsere Kinder und für die Jugend tun; Gott möchte, daß gerade durch sie später in seinem Namen große Dinge geschehen, indem sie Menschen in fernen Ländern, die noch in der Finsternis des Irrtums und des Aberglaubens gefangen sind, die Wahrheit verkündigen. Wenn ihr eure Kinder verwöhnt, indem ihr ihnen alle ihre selbstsüchtigen Wünsche erfüllt; wenn ihr sie zur Liebe zu äußerlichen Dingen, wie Kleidung usw., ermutigt und dadurch mithelft, daß sich Eitelkeit und falscher Stolz entwickeln, so werdet ihr damit ein Werk vollbringen, das den Herrn Jesus, der einen unendlichen Preis für ihre Erlösung bezahlte, zutiefst enttäuscht. Er möchte, daß die Kinder ihm mit ungeteilter Zuneigung dienen.

Eltern, ihr habt ein großes Werk für Jesus zu tun, der alles für euch getan hat. Nehmt ihn als euren Führer und Helfer. Gott hat euch das größte und beste Geschenk, das er euch geben konnte seinen eingeborenen Sohn —, nicht vorenthalten. Kinder und Jugendliche sollten nicht daran gehindert werden, zu Jesus zu kommen. Satan versucht, die Kinder wie mit Stahlseilen an sich zu binden, und ihr könnt das Ziel, sie zu Jesus zu bringen, nur durch entschiedene persönliche Anstrengungen und Bemühungen erreichen. Wir sollten mehr und ernster für unsere Kinder und Jugendlichen arbeiten, denn sie sind die Zukunft der Gemeinde. Joseph, Daniel und seine Freunde, 337Samuel, David, Johannes und Timotheus sind leuchtende Beispiele, die die Tatsache bezeugen: „Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn.“ Sprüche 9,10.

Wir müssen ernstere und entschiedenere Anstrengungen unternehmen, wenn wir möchten, daß der Herr Jesus als Ratgeber und Helfer bei uns bleibt. Das Licht, das von dem auf Golgatha gekreuzigten Sohn Gottes ausgeht, kann jeden Wanderer heimwärts führen. In Jesus finden wir die Kraft, die Herzen zu reinigen und den Charakter umzuformen. Jeder wahre Christ sollte sein Bestes für die Kinder und Jugendlichen tun, indem er sie auf die unvergleichliche Lieblichkeit Jesu hinweist. Dann werden die Attraktionen und Illusionen der Welt mehr und mehr in den Schatten gestellt; unsere Kinder werden keinen Vorteil mehr darin sehen, den Pfad des Ungehorsams zu gehen.

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