Review and Herald d. 12. Oktober 1886

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Ein Aufruf

Ein Aufruf

Ich bin über unsere gegenwärtige Lage tief beunruhigt, wenn mir aus dem Wort Gottes bewusst wird, wie weit wir im Verlauf der prophetischen Geschichte an das Ende der Zeit gekommen sind. Es ist noch so viel Arbeit ungetan geblieben, die getan werden muss, um Gottes Volk vorzubereiten, an dem großen Tag Gottes zu bestehen. Wenn wir über das enorme Feld in Europa schauen, dann können wir wahrhaft sagen: „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind nur wenige.“ (Lk. 10,2) Einige werden tatsächlich der Gemeinde hinzugefügt. Aber wie wenig ist getan worden im Vergleich zu dem großen Werk, das eigentlich getan werden muss! Auf unseren Reisen kommen wir durch große, bevölkerungsreiche Städte, in denen die Warnungsbotschaft noch nie verkündigt worden ist. Wir reisen durch hübsche Dörfer und wissen, dass sie von der Botschaft nie erreicht wurden. Wie wenige unserer Brüder unterschiedlicher Nationalitäten verspüren die Last für das Werk Gottes! Ich kann oftmals nachts nicht schlafen, weil ich viel darüber nachdenke, wo wir es vernachlässigt haben, den Missionsgeist in denen zu wecken, die in Deutsch, Französisch und anderen Sprachen arbeiten könnten. Wie kommt es, dass ihr, die ihr die Wahrheit empfangen habt, so wenig die geistliche Not in den Ländern eurer Muttersprache empfindet?

Die himmlischen Boten tun ihre Arbeit und was tun wir? Wo steht da unsere Jugend? Sucht sie ernsthaft den Herrn und bemüht sie sich, eine Kenntnis der Wahrheit zu erlangen, wie sie in Jesus ist, um Lichtträger für die Welt zu werden?

Die Botschaft muss allen Nationen, Sprachen und Völkern verkündigt werden. Die Jugend kann sich in diesem Werk einbringen, wenn sie in der Schule Christi lernen will. Was ist eigentlich das Ziel von denen, die die Vorzüge unserer Schulen, Bibelstunden und Sabbatschullektionen genießen?

Ihr, die ihr kostbare Gelegenheiten und Vorrechte habt, die ihr geradezu in der Wahrheit schwelgt, welchen Nutzen zieht ihr aus diesen Segnungen? Sucht ihr eine Vorbereitung, um euch mit Christus in seinem Werk zu vereinen? Eignet ihr euch ein gründliches Wissen in der Wahrheit an, um sie anderen weitergeben zu können? Was unsere Jugend jetzt braucht, ist ein Empfinden der Notwendigkeit der Missionsarbeit.

Dies ist das sichere Ergebnis einer bekehrten Seele. Ich würde ihnen wiederholt von den Leiden und Opfern, von den ausdauernden und unermüdlichen Bemühungen der Majestät des Himmels erzählen, um die gefallene Menschheit zu retten. Am Kreuz von Golgatha bezahlte Jesus den Preis für die Rettung einer verlorenen Welt. Er liebte diese Welt, dieses eine verlorene Schaf, das er wieder zur Herde des Vaters zurückbringen wollte. Wenn du doch nur die Stärke und Inbrunst dieser göttlichen Liebe begreifen und wertschätzen könntest! Wenn du das Werk gerade dort aufgreifst, wo du gerade bist und alles tust, was du vermagst, dann kannst du der Hilfe Jesu sicher sein.

Der ganze Himmel hat sich für diejenigen verpfändet, die den Herrn mit ganzem Herzen suchen. Überall herrscht Irrtum. Diejenigen, denen Gott die Schätze der Wahrheit anvertraut hat, müssen ihr Licht inmitten der moralischen Finsternis leuchten lassen.

Wo sind die Soldaten des Kreuzes Christi?

Lasst die Gottesfürchtigen, die Aufrichtigen, die Ganzherzigen, die unerschütterlich die Herrlichkeit Gottes im Blick haben, sich für den Kampf gegen den Irrtum wappnen.

Der große Feind der Seelen mustert seine Streitkräfte. Er setzt jedes Mittel in Bewegung, um den Geist der Menschen mit trügerischen Irrtümern zu verwirren und so Seelen zugrunde zu richten. Es gibt zu viele Schwache und Feige in dieser Stunde der geistlichen Schlacht. Oh, dass die Schwäche doch in Stärke verwandelt werden könnte und wir tapfer würden im Kampf, um die Armeen des Feindes in die Flucht zu schlagen.

Im Verbund mit seinen menschlichen Vertretern wird Satan Vorteile aus jedem unserer Fehler schlagen. Wir müssen aus unserem Schlaf erwachen! Mein Herz geht über, wenn ich daran denke, was alles in den vergangenen Jahren in Europa hätte getan werden können und wie weit das Werk vorangekommen wäre, wenn nur diejenigen, die das Licht der gegenwärtigen Wahrheit empfangen haben, ihrem anvertrauten Auftrag treu gewesen wären! Wenn nicht so viele ihre Talente an Fähigkeiten und Geld in ein Tuch gewickelt und in der Erde vergraben hätten. Wenn die Gemeinde das Werk getan hätte, das Gott ihr als Pflicht auferlegt hatte, würden sich Tausende der Wahrheit erfreuen und wir hätten Lichtträger in ganz Europa.

Geschwister, Gott ruft euch auf, die Zeit auszukaufen.

„Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ [Mk. 16,15] „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ [Mt. 28,20] Dieser feierliche Auftrag betrifft uns gerade jetzt in unserem Zeitalter, und Gott überlässt seinem Volk die Verantwortung, diese Bestimmung anzunehmen oder sie zurückzuweisen.

Viele bleiben so völlig untätig und entspannt als würden irgendwann himmlische Boten auf diese Erde herabkommen, um mit hörbarer Stimme die Warnungsbotschaft zu verkündigen. Während die Engel in der Tat ihr Werk treulich tun, liegt es an uns, denen die Wahrheiten der Bibel zu eröffnen, die sich in Finsternis befinden. Sind eure Interessen so selbstsüchtig nur auf eure Familie oder Gemeinde beschränkt? Möge Gott Erbarmen mit eurer Beschränktheit haben! Ihr solltet einen unvergänglichen Eifer und eine derart weitreichende Liebe haben, die die gesamte Welt umschließt. Diejenigen, die nicht dazu berufen sind, in fernen Ländern zu wirken, haben ein Werk innerhalb der Grenzen ihres eigenen Landes.

Das Evangelium Christi ist offensiv und weitreichend. Am Tage Gottes wird niemand entschuldigt werden, der sich durch seine selbstsüchtigen Interessen dem Dienst verschlossen hat. Für jeden Geist und für jede Hand gibt es ein Werk zu tun, das den unterschiedlichen Fähigkeiten und Geistesgaben angemessen ist. Jeder, der mit Gott verbunden ist, wird anderen Licht mitteilen.

Wenn irgendjemand kein Licht hat, das er anderen weitergeben könnte, dann liegt es daran, dass er keine Verbindung zur Quelle des Lichtes hat. Ist es daher ein Wunder, dass Gott die Gemeinden nicht mit größeren Offenbarungen seiner Macht besucht, wenn so viele für den Dienst verschlossen sind und gleichzeitig in ihren eigenen Interessen aufgehen? Dadurch wird ihr Mitgefühl geschwächt, sie werden engstirnig und selbstsüchtig.

Wenn sie zum Segen anderer wirken würden, würden sie ihre eigene Seele am Leben erhalten. Wenn sie Jesu Mitarbeiter werden würden, dann könnten wir sehen, wie das Licht in unseren Gemeinden ständig heller und heller leuchtet und Lichtstrahlen aussendet, die die Finsternis über unsere eigenen Grenzen hinaus durchbricht. Oh, wenn sich doch die Gemeinde aufmachen würde und die schönen Kleider der Gerechtigkeit Christi anlegte, was für eine Veränderung würde sich in ihrem Einfluss und in ihrem geistlichen Zustand erkennen lassen.

Der Herr macht die Gemeinde für die Seelen, die sie hätte retten können, verantwortlich. Wenn sein Volk sich so sehen würde, wie Gott es sieht, dann würden sie es nicht wagen, die Verantwortung Verantwortung für ihre Sünden und Vergehen auf sich zu nehmen. Selbstvorwürfe würde es überwältigen. Liebe Glaubensbrüder und Glaubensschwestern, klingt in eurem Herzen die Frage an: „Bin ich meines Bruders Hüter?“ Wenn ihr in Anspruch nehmt, Kinder Gottes zu sein, dann seid ihr der Hüter eures Bruders. Gott hat euch heilige Wahrheiten anvertraut.

Christus, der in den einzelnen Gliedern der Gemeinde wohnt, ist eine Quelle, deren Wasser ins ewige Leben quillt.

Wenn ihr nicht alle Anstrengungen macht, um dieses Wasser an andere zu verteilen, seid ihr vor Gott schuldig. Direkt vor eurer Tür gehen Menschen zugrunde, weil sie sich selbst gebrochene Brunnen ausheben, die kein Wasser halten. Der Himmel ist über Leichtfertigkeit und Bequemlichkeit der Männer und Frauen in Zion empört, während gleichzeitig Seelen aufgrund ihrer Unwissenheit und Sünden in den Ruin getrieben werden. Haben wir die Wahrheit für diese letzten Tage oder nicht? Wenn wir sie haben, dann müssen wir sie zu allen Nationen, Stämmen, Sprachen und Völkern tragen. Nicht mehr lange, dann werden die Lebenden und die Toten nach ihren Taten, die sie während ihres Erdenlebens begangen haben, gerichtet werden. Das Gesetz Gottes ist dabei der Maßstab, nach dem sie geprüft werden. Davor müssen sie jetzt gewarnt werden. Gottes heiliges Gesetz muss erhoben und den Menschen als Spiegel vorgehalten werden.

Die Glieder der Gemeinde haben sich nicht aufgemacht und den ernsthaften, persönlichen Einsatz gezeigt, zu dem sie eigentlich von Gott befähigt wurden. Und so ist jeder Zweig des Werkes aus Mangel an eifrigen, geweihten, demütigen und gottesfürchtigen Arbeitern verkümmert. Es gibt eine Klasse, die durch die Stadt Meros dargestellt wird. Der Missionsgeist hat ihr Herz niemals wirklich ergriffen. Der Ruf der auswärtigen Mission lässt sie kalt. Welchen Rechenschaftsbericht werden diejenigen Gott geben, die nichts für seine Sache tun, nichts, um Seelen für Christus zu gewinnen? Sie werden einst das Verdammungsurteil vernehmen: „Du böser und fauler Knecht!“ Die Interessen und die Arbeiten der Gemeinde müssen ausgeweitet werden, sowohl zu Hause als auch in der Auslandsmission. Es sollte unter unseren Jugendlichen eine tiefe Herzensprüfung erfolgen, um zu sehen, ob Gott ihnen nicht ein besonderes Werk für ihren Herrn aufgetragen hat. Es gibt ein Werk zu tun, das Geld nicht bewirken kann. Herzensweihe wird jetzt gebraucht. Warmherzige, von Liebe ergriffene Herzen sind nötig. Wir müssen zu Gott flehen, so wie Jakob es tat - flehen um eine völligere Taufe mit dem Heiligen Geist. Die Zeit zum Wirken ist kurz. Lasst uns oft beten.

Es muss mehr getan werden, als nur zu spenden. Selbstverleugnung muss praktiziert werden. Einige unserer bequemen und gehegten Dinge müssen geopfert werden. Die Prediger müssen die Pfeile ihrer Predigten schärfen und nicht einfach in Selbstgefälligkeit und stolzer Kleidung dahinleben. Sie müssen Jesus darstellen, sein Leben und seine Selbstverleugnung und Opferbereitschaft.

Pflegt echte Liebe, Frömmigkeit und Glauben in euren Herzen und deren köstliche Früchte werden sich in eurem Leben zeigen. Glaubt nicht, wir hätten bereits zu viel gewagt. Nein - nein, wir haben bisher viel zu wenig unternommen. Das Werk, das wir jetzt tun könnten, hätten wir schon vor Jahrzehnten tun sollen. Unsere Pläne müssen erweitert und unsere Vorhaben weiter ausgedehnt werden. Wir brauchen jetzt Gemeinden, deren individuelle Glieder erwachen und aktiv werden, um das ihnen Mögliche zu tun. In diesem Werk stehen wir nicht alleine da.

Wir sind Mitarbeiter Gottes, in Partnerschaft mit den göttlichen Mächten. Der Hauptmann unserer Erlösung steht auf jedem Schlachtfeld und führt Krieg gegen den Irrtum. Die Wahrheit, die wir bekennen, stellt den größten Ansporn für die hingebungsvollsten, aufopferndsten und beharrlichsten Anstrengungen dar, zu der menschliche Kräfte gebracht werden können.

Wir brauchen den Mut von Helden und den Glauben der Märtyrer.

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